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Das Kraftfahrbewährungsabzeichen - Teil 1 Entstehung und Verleihung

Bastian Brücker • Juli 09, 2020

Entstehung und Verleihungsprozedere

Das Abzeichen findet in der Sammlerwelt eher wenig bis kaum Beachtung. Ein Grund könnte sein, dass es sich um keine Tapferkeitsauszeichnung handelt. Schaut man sich aber die Verleihungs- und Durchführungsbestimmungen an, so merkt man schnell, dass es gar nicht so einfach war ein solches zu erhalten. Auf zwei Aspekte soll genauer eingegangen werden (aus den Verleihungs- und Durchführungsbestimmungen)


… Die Verleihung der nächsthöheren Stufe setzt jeweils die nochmalige Erfüllung der geforderten Bedingungen – auch hinsichtlich der Fristen – voraus...

Dies heißt nichts anderes, als dass der Träger eines goldenen Kraftfahrbewährungsabzeichens zuerst das Bronze erhalten hat und danach noch zweimal die Verleihungsbestimmungen erfüllen musste ehe ihm das Goldene verliehen werden konnte.


... Das Kraftfahrbewährungsabzeichen ist zu entziehen bei…

hierzu bitte die Durchführungsbestimmungen anklicken. Klick hier

Im Gegensatz zu anderen Auszeichnungen die Einsatztage basiert verliehen worden sind, wie z.B. die Nahkampfspange oder Sturmabzeichen mit Einsatzzahl wurden hier die Einsatztage nicht aufaddiert, sondern wurden nach Erreichung und Verleihung wieder auf 0 zurückgesetzt. Auch die klaren Vorgaben die zum Entzug des Abzeichens führen konnten, sind so von keiner weiteren Auszeichnung bekannt. Diese Aspekte gehen aber vielfach in der Bewertung für dieses Abzeichen unter, vermutlich auch, weil die Verleihungs- und Durchführungsbestimmungen eher unbekannt.



Über den Entwurf selbst ist wenig bekannt. Klietmann zitiert in seinem Buch „Auszeichnungen des Deutschen Reiches“ auf Seite 84 aus einer Studie von Wolfgang Vopersal, wonach der Entwurf von einem SS-Oberführer Werlin stammt. Ebenso im Internationalen Militaria Magazin - IMM, Ausgabe 110 von November/Dezember 2003 wird über den Entwurf berichtet.Möglich das durch weitere Nachforschungen in Archiven mehr Informationen gewonnen werden können.




Nachfolgend wird anhand von verschieden Konvoluten das Kraftfahrbewährungsabzeichen, genauer gesagt die administrativen Vorgänge im Bezug auf die Verleihung des Abzeichens, vorgestellt.

 

Beginnend mit einer Überwachungsliste eines Luftwaffenangehörigen für die verschiedenen Einsatztage. Wie man sieht, wurden zur besseren Nachverfolgung und Dokumentation der Einsatztage spezielle Vordrucke verwendet.

 

 

Man beachte auch Beginn und Ende der dokumentierten Einsatztage von April 1943 bis Anfang Mai 1945.

 

 

Hier die Detailansicht mit Auflistung jedes einzelnen Einsatztages.

 

Dies führte dann zur Verleihung des bronzenen Kraftfahrbewährungsabzeichens am 05. März 1944

Das es mit der Anrechnung der Einsatztage nicht immer ganz so einfach war, zeigt der folgende Schriftverkehr. Gemäß der Abschrift des
Regiments Sonderbefehls wurde dem Unteroffizier Aures das Kraftfahrbewährungsabzeichen in Bronze verliehen.

Aures war mit der Anzahl der angerechneten Einsatztage nicht einverstanden und hätte (nach seinen Ausführungen) eigentlich Anspruch auf das Kraftfahrbewährungsabzeichen in Silber. Diesen Anspruch untermauert er mit einer eigenen Auflistung der Einsatztage mit entsprechner Begründung und führt auch Zeugen mit an.

 

Dieses Schreiben zeigt, welchen Stellenwert diese Auszeichnung für die Soldaten hatte. Es war eine sichtbare Würdigung der Leistungen der Kraftfahreinheiten. Aures Ausführungen wurden aber nicht geteilt. Zeigt dieses Foto ihn doch nur mit dem bronzenen Kraftfahrbewährungsabzeichen. Es zeigt sich immer wieder, das Auszeichnungen die heute her so "nebenbei" gesammelt werden, zu damaliger Zeit einen ganzen anderen Stellenwert hatten und über die auch teilweise kontrovers gestritten, wurde was den berechtigen oder unberechtigen Anspruch auf Verleihung betraf.

 

Es folgt ein Konvolut für alle Stufen des Kraftfahrbewährungsabzeichen an einen Soldaten. Interessant ist hier, dass diese Urkunden alle von gleicher Machart sind und auch alle am gleichen Tag ausgestellt wurden. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden. Gut möglich das es sich um Zweitausfertigungen handelt, oder aber der Soldat wirklich alle Voraussetzungen zum Erwerb aller drei Stufen erfüllt hat, aber nie eine Urkunde zum bronzenen oder silbernen Kraftfahrbewährungsabzeichen bekommen hat. Im Rahmen eines Verwaltungsaktes, damit alles seine Ordnung hat, wurde dies dann nachgeholt und ihm alle drei Besitzzeugnisse ausgehändigt.

Hier ein Nachlass eines Angehörigen der Marine.

 

Und der dazugehörige Soldbuch Eintrag.

 

Interessant auch das Trägerfoto in Tarnuniform und gut sichtbaren Kraftfahrbewährungsabzeichen.

Hier noch ein Soldbucheintrag mit Eintrag aller drei Stufen zum Kraftfahrbewährungsabzeichen. Man beachte auch hier den Zeitraum von Verleihung der Stufe in Bronze bis zur Verleiuung der Gold Stufe.

Hier geht es weiter zu den Abzeichen

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