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Werkstoffumstellung von Orden und Ehrenzeichen auf Zink

Bastian Brücker • Jan. 29, 2020

Am Beispiel der Verwundetenabzeichen des Hauptmünzamt Wien

Die Frage wann genau die Umstellung von Buntmetallen auf Eisenblech bzw. Zink erfolgte lässt sich leider nicht ganz so einfach beantworten. In dem folgenden Beitrag soll versucht werden, anhand der Herstellungsvorschriften für das Verwundetenabzeichen eine grobe zeitliche Einordnung vorzunehmen, bildlich dargestellt durch Stücke aus der Produktion des Hauptmünzamt Wien.

Von Anbeginn des Kriegs, bis ca. November 1941, wurden die schwarzen Verwundetenabzeichen aus Messing hergestellt. Allerdings ergab sich daraus die gut sichtbare Problematik der Haltbarkeit der Farbe. Da die Farbe im Frontalltag starken Beanspruchungen ausgesetzt war, blätterte diese schnell ab und das Messing, dass als Basismaterial diente, schimmerte goldfarben durch. Ein Verwechslung mit dem goldenen Verwundetenabzeichen war dadurch leicht möglich.

Da man sich dieser Problematik recht schnell bewusst wurde, gab es umfangreiche Tests und Prüfverfahren (durch das Materialprüfungsamt in Berlin) um die Haltbarkeit der Farbe zu verbessern. Diese Versuche und Tests zogen sich nachweislich bis Anfang 1944 hin.

Aber zurück zu dem Zeitpunkt der Umstellung. Wieso ausgerechnet November 1941? In diesem Monat schrieb die Reichsstelle für Metalle der Präsidialkanzlei einen Brief in dem es um das Verwundetenabzeichen und Austauschwerkstoffe ging. Demnach sollte in Zukunft kein Messing mehr verwendet werden, sondern Stahlblech. So heißt es in dem Schreiben:

… Leider mußte festgestellt werden, daß die verschiedenen Firmen heute noch bei der Herstellung von Verwundetenabzeichen in schwarz Messingblech verwenden. Während des Weltkrieges 1914/18 sind die gleichen Abzeichen aus Stahlblech gefertigt worden und es dürfte keine technisch zwingende Notwendigkeit vorliegen, sie unter Einsatz von Messing herzustellen...

Die Deutsche Arbeitsfront, Abteilung "Das Deutsche Handwerk", Haupt-Fachgruppe Metallhandwerke unterbreitete daraufhin der Präsidialkanzlei fachliche Vorschläge zur Werkstoffumstellung. Das schwarze Verwundetenabzeichen sollte demnach aus dekapierten Eisenblech hergestellt werden. Dieser Vorschlag stammt aus November 1941 und führte bereits im Dezember 1941 zu einer neuen Herstellungsvorschrift.

Es ist anzunehmen, dass zu diesem Zeitpunkt noch befindliche Bestellungen für schwarze Verwundetenabzeichen in Messing zu Ende produziert wurden, neue Aufträge allerdings schon auf Eisenblech umgestellt wurden und auch nur noch solche Aufträge von der Reichsstelle für Metalle bewilligt wurden bzw. von der Wirtschaftsgruppe Werkstoffverfeinerung und verwandte Eisenindustriezweige. Folglich hat die Umstellung für die schwarzen Verwundetenabzeichen Ende 1941 begonnen. Erste Aufträge in der Ausführung in Stahlblech dürften aber wohl erst ab Anfang 1942 produziert worden sein.

Wie die schwarzen wurden auch die silbernen Verwundetenabzeichen zunächst aus Buntmetall gefertigt. Gemäß Herstellungsvorschrift in massiver Ausführung und mit separat aufgebrachten Nadelsystem. Es gibt sowohl bei den silbernern als auch bei den goldenen Verwundetenabzeichen aus der Produktion des Hauptmünzamt Wien unterschiedliche Nadelsystemvarianten.

Wann genau der Zeitpunkt der Umstellung stattgefunden hat, lässt sich leider auch hier nicht genau sagen. In dem weiter oben erwähnten Schreiben der Deutschen Arbeitsfront, wurde neben dem Austauschwerkstoff Eisenblech für die Verwundentabzeichen in Schwarz auch eine Empfehlung für die Stücke in Silber und Gold ausgesprochen. Demnach sollte für diese Stücke Cupal verwendet werden. Allerdings war die Präsidialkanzlei aus folgenden Gründen dagegen und schrieb der Reichsstelle für Metalle Anfang Dezember 1941:

... Bei der Verwendung von Kupal für die Verwundetenabzeichen-Silber und -Gold wird bei der geringen Auflageziffer dieser Auszeichnungen eine fühlbare Ersparnis von Kupfer gegenüber der bisherigen Verwendung von Messing nicht eintreten. Da durch die Umstellung der Fabrikation auf ein neues Verfahren aber ein erheblicher Zeitverlust in der stets dringlichen Lieferung eintreten würde, beabsichtige ich es für diese Stufen bei der bisherigen Herstellungsvariante zu belassen, umsomehr als auch die Randbearbeitung bei der Verwendung von Kupal besondere Aufmerksamkeit beansprucht...

Für den privaten Markt sind allerdings Stücke aus Cupal gefertigt worden.


Einen ersten schriftlichen Hinweis für die Umstellung von Buntmetall auf Zink findet sich für die silbernen Verwundetenabzeichen
in einem Schreiben der Präsidialkanzlei vom 18. Dezember 1943 an sieben Firmen.

Diese Firmen waren:

- Wächtler & Lange
- Moriz Hausch AG
- Klein & Quenzer
- B.H. Mayer
- Steinhauer & Lück
- Carl Wild
- Hauptmünzamt Wien

In diesem Schreiben geht es zwar um die Art der Versilberung, aber es wird eben auch der Werkstoff aus dem die Stücke hergestellt werden erwähnt. Demnach heißt es in dem Schreiben:

Nach der Ihnen seinerzeit übersandten Herstellungsvorschrift sollen die Verwundeten-Abzeichen in Silber galvanisch leicht oxydiert werden. Es hat sich herausgestellt, daß bei der jetzt vorgeschriebenen Verwendung von Zink die Oxydierung einen unerwünschten Farbton ergibt. Ich bitte daher, die Verwundeten-Abzeichen nicht mehr zu oxydieren. Entsprechend geänderte Herstellungsvorschrift füge ich bei.

Die Nadel wurde weiterhin aus Messing hergestellt. Dies ist in sofern interessant da es kurz nach diesem Schreiben eine Verbesserung durch die Firma Carl Wild gab. Demnach sollte als weitere Einsparung von Messing in Zukunft nur noch eisenverzinkte Broschierungen verwendet werden. Das Schreiben an die Hersteller mir der Vorgabe dieses so umsetzen datiert vom 10. Januar 1944. Aufgrund dieser kleinen Randnotiz ist eine weitere zeitliche Einordnung von silbernen Verwundetenabzeichen aus Zink mit eisenverzinkten Broschierungen möglich.


Erst Ende Februar 1944 gibt es eine offizielle Anweisung der Präsidialkanzlei an die Firmen

- B.H. Mayer
- Hauptmünzamt Wien
- Eugen Schmidhäußler
- Steinhauer und Lück

das die goldenen Verwundetenabzeichen, zur Ersparnis von Messing, aus Zink gefertigt werden sollen.

Möglicherweise waren die bis dahin geringeren Verleihungszahlen der Grund, warum erst zu diesem späten Zeitpunkt von Messing auf Zink umgestellt wurde. (Vergleiche dazu auch hier die Verleihungszahlen bis Stand März 1942)

Man beachte die schlechte Vergoldung des Stückes. Dieses Exemplar hat auch eine Nadel aus Eisendraht so wie von der Firma Carl Wild vorgeschlagen und weiter oben bei dem silbernen Stück aus Zink beschrieben. Neben dem geänderten Werkstoff wurde auch das Produktionsverfahren für die silbernen und goldenen Stücke geändert. Wie man sieht wurden diese Stücke komplett aus einem Stück geprägt und nur die Nadel selbst noch nachträglich angebracht. Auch die dicke der Stücke wurde nach einem Verbesserungsvorschlag der Firma Klein und Quenzer von Anfang April 1944 geändert. In diesem Verbesserungsvorschlag heißt es:

... Für eine Menge von 50.000 Stück war bisher ein Zinkeinsatz von 2500 kg erforderlich. Wenn das Einsatzmaterial etwa 1 mm schwächer genommen wird, so könnten bei einer Menge von 50.000 Stück 600 kg = 24% Einsatzmaterial eingespart werden...

Die Präsidialkanzlei übernahm den Vorschlag, der sich zunächst nur auf die silbernen Stücke bezog auch für die goldenen. Verlangte aber Anpassungen was die Positionierung von Scharnier und Öse betraf. Beides sollte weiter an den Rand gerückt werden.

Es gibt also nicht den einen Stichtag für die Umstellung. Vielmehr war es ein laufender Prozess in dem viele Parteien involviert waren. Es galt die Balance zu halten zwischen kriegsnotwendigen Einsparmaßnahmen und Beibehaltung des hohen Stellenwertes der Orden und Ehrenzeichen.

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