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Schutzwall-Ehrenzeichen Teil 2 - Die Hersteller

Bastian Brücker • Juni 01, 2020

Die Hersteller

Einer der ersten Hersteller die einen Auftrag für die Herstellung des Schutzwall-Ehrenzeichens bekommen haben war die Firma Deschler. Laut einem Schreiben der Präsidialkanzlei vom 12. September 1939 erhielt die Firma einen ersten Auftrag über 30.000 Stück und die Firma Lauer erhielt eine Anfrage, ob sie eine Lieferung von 5.000 Stück übernehmen könne. Diese Anfrage wurde dann später auch in eine Bestellung umgewandelt. Somit sind diese beiden Firmen die ersten offiziellen Hersteller für das Schutzwall-Ehrenzeichen.

Interessant im Hinblick auf Firmen die zur Herstellung vorgesehen waren, oder eben auch nicht, ist ein Schreiben des Reichswirtschaftsministers vom 15. September 1939. Interessant in so weit, dass hier der Reichswirtschaftsminister vorschreibt/vorschlägt welche Firmen berücksichtigt werden sollen, welche nicht (und wieso) und welche Firmen Gelegenheit zur Angebotsabgabe bekommen sollen.

Firmen die Angebote abgeben sollen bzw. denen man dazu Gelegenheit geben soll

1. Hymmen & Co – da die Firma überdurchschnittlich exportiert hat

2. Moriz Hausch – gleicher Grund wie bei Hymmen

3. Hugo Lang – Firmensitz in einem vom Reichswirtschaftsminister als besonders auftragsbedürftigen deklarierten Grenzgebiet hat

4. Artur Gottlieb – da der Firmeninhaber kinderreicher Gewerbetreibender ist.

Zur Bedarfsdeckung von 120.000 Stück sollten folgende Firmen herangezogen werden

1. Hugo Lang

2. Augustin Hieke - Tissa b. Bodenbach a.E.

3. Anton Markowsky’s Sohn

4. August Menze & Sohn

5. Hymmen & Co

6. Herman Aurich

7. Moriz Hausch

8. Artur Gottlieb & Co

9. Hermann Wernstein

10. Karl Schlenker

11. E. Ferd. Wiedmann

12. Christian Lauer

Wie man sieht waren die Gründe sehr unterschiedlich und es ist interessant welche Kriterien für öffentliche Aufträge herangezogen wurden.

Auf diesen Schreiben antwortet die Präsidialkanzlei wenige Tage später kurz und knapp:

… Die Beschaffung des Deutschen Schutzwall-Ehrenzeichens ist zunächst zurückstellt worden. Bei dieser Sachlage habe ich von einer Aufforderung zur Angebotsabgabe an die in Ihrem Schreiben genannten 12 Firmen abgesehen…

Es gibt eine Aufstellung aus November 1939, auf der Firmen die entweder Aufträge zur Herstellung erhalten hatten, oder aber zur Abgabe eines Angebotes zur Herstellung aufgefordert wurden genannt werden. Leider wird in dieser Aufstellung nicht ersichtlich, welche Firmen schon Aufträge erhalten hatten und welche nur Angebote abgeben sollten. Wenn man diese Liste mit der des Reichswirtschaftsminister vergleicht so findet man Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Wie es scheint hat die Präsidialkanzlei eigene und wohl auch vom Reichwirtschaftsminister abweichende Kriterien zur Auftragsvergabe gehabt. Diese zwölf Firmen waren:

1. Deschler & Sohn

2. L.Chr. Lauer

3. Anton Markovsk’s Sohn

4. Josef Rößler

5. August Menze & Sohn

6. Wilhelm Hobacher

7. Moriz Hausch AG

8. Katz & Deyhle

9. E. Ferd. Wiedmann

10. Sohni, Heubach & Co

11. Herman Wernstein

12. Hymmen & Co

13. Karl Pichl

14. Ferdinand Hofstätter

15. Peter Wilhelm Heb

Ein Schreiben der Bandweberei Albrecht Dietrich an die Präsidialkanzlei vom 04. Dezember 1939 gibt einen Hinweis auf die Firmen, die bereits Aufträge zur Produktion erhalten hatten und auch in welcher Höhe. So hat die Firma Dietrich für folgende Firmen Ordensbänder mit angegebener Stückzahl hergestellt:

Wernstein 20.000 Stück

Wiedmann 20.000 Stück

Hoffstätter 30.000 Stück

Rößler 20.000 Stück

Die Firma Steinhauer & Lück fragt am 20. Dezember 1939 an ob auch Miniaturen des Schutzwall-ehrenzeichens vorgesehen sind. Es gibt von einzelnen Kunden schon Nachfragen diesbezüglich und man würde sich freuen Muster davon vorlegen zu dürfen. Diese Anfrage wird aber von Präisdialkanzlei am 05. Januar 1940 negativ beantwortet, da ein Bedarf für eine solche Miniaturausführung zurzeit nicht bestehen würde.


Danach gibt es einen größeren Bruch in den Beständen. Erst ein Schreiben von Otto Schickle vom 19. Juli 1940 nimmt wieder Bezug auf das Thema Hersteller. Demnach hat Schickle Probemuster des Schutzwall-Ehrenzeichens vorgelegt, diese entsprachen aber nicht den Anforderungen der Präsidialkanzlei. Aufgrund dessen nimmt Schickle Abstand vom Vertrieb der Stücke und will die Prägewerkzeuge bei der Firma Deschler beziehen um vorschriftsmäßige Stücke zu produzieren.


12. August 1940 schreibt Schickle wieder an die Präsidialkanzlei und legt nun Muster vor, die mit Stanzen hergestellt wurden, die man von der Firma Deschler zwischenzeitlich bezogen hat.

Wenige Tage später antwortet die Präsidialkanzlei: … Unter der Voraussetzung, daß die von Ihnen hergestellten Deuschen Schutzwall-Ehrenzeichen sowohl in der Prägung als auch in der Färbung den mir vorgelegten Mustern gleiche, erteile ich Ihnen hiermit die Genehmigung zur Herstellung zum Vertrieb dieses Ehrenzeichens an die zugelassenen Ordenshandelsgeschäfte…


Es folgt wieder eine etwas größere Lücke in den Beständen. Das nächste Schreiben datiert vom 21. April 1942 und hat auch Auswirkungen auf die Hersteller. In dem Schreiben geht es um das Verbot der Herstellung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse und des Deutschen Schutzwall-Ehrenzeichens. Bezogen auf das Schutzwall-Ehrenzeichen heißt es dort:

… Nach Abschluss des Verleihungsverfahrens des Deutschen Schutzwall-Ehrenzeichens ist ein erheblicher Vorrat dieses Ehrenzeichens bei der Präsidialkanzlei des Führers und Reichskanzlers noch vorhanden, der zunächst der Verwertung zugeführt werden muß. Mit Rücksicht hierauf verbiete ich bis auf weiteres allen Firmen, die bisher die Genehmigung zur Herstellung dieses Ehrenzeichens für den Handel hatten, seine Herstellung für den Handel und bitte, alle eingehenden Aufträge der Präsidialkanzlei einzusenden….

Die noch bei den Herstellern lagernden Bestände aus den offenen Aufträgen sollen an die Präsidialkanzlei geschickt werden, braucht eine Firma Stücke für den privaten Handel, so konnte diese dann welche aus den Beständen der Präsidialkanzlei kaufen. Und zwar für 0,77 RM pro Stück mit Band und Tüte

Beispiele von Firmen die davon Gebrauch machten

- Steinhauer und Lück

  Bezug von 400 Stück aus der Lieferung der Firma Lauer (also Tüte mit Firmenaufdruck von Lauer)

- Paul Meybauer

  Bezug von 300 Stück

- Boeger & Co

  Bezug von 300 Stück

- Alois Rettenmaier

  Bezug von 100 Stück



Damit endet auch der Bestand zum Thema Schutzwallehrenzeichen. Es ist davon auszugehen das auch andere Firmen das Schutzwall-Ehrenzeichen für den privaten Handel gefertigt haben. Dies kann man durch verschieden Kataloge einzelner Hersteller oder aber markieten Stücken nachweisen. Also da wären

Steinhauer & Lück

Hymmen & Co

Petz & Lorenz

Otto Schickle

Klein und Quenzer

Deumer

Carl Wild

Friedrich Orth

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